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Enerchange - Agentur für Erneuerbare Energien

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Forschungsprojekt zu Öffentlichkeitsarbeit bei Geothermieprojekten: Ohne gute Beziehung zur Bevölkerung geht in der Risikokommunikation nichts


30. November 2012, 15:34
PRESSEMITTEILUNG/PRESS RELEASE

Im Rahmen eines vom BMU geförderten Forschungsprojekts veröffentlichte die Agentur Enerchange heute erste Ergebnisse zur Evaluation und Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit in der tiefen Geothermie.

(Freiburg, 26.11.2012) Mit dem Blick in die Vergangenheit der Geothermie-Projekte in Landau, Brühl, Bruchsal und Unterhaching hat Enerchange die erste Phase seines Forschungsvorhabens zur Evaluation und Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit bei Geothermieprojekten beendet. Die Analyse der PR-Aktivitäten der Projektbetreiber, Zeitungsberichte sowie Interviews mit den Menschen vor Ort verdeutlichen: Wer nicht rechtzeitig Öffentlichkeitsarbeit betreibt, baut kein Vertrauensverhältnis auf. Ist die Beziehung zur Bevölkerung erst einmal gestört, läuft Kommunikation ins Leere. Projektbetreiber sollten daher frühzeitig den Kontakt zur Bürgerschaft, der mit Abstand wichtigsten Zielgruppe, suchen. Die zweite Phase des vom Bundesumweltministerium geförderten Forschungsvorhabens hat nun mit der Erstellung eines PR-Konzepts für das Geothermiekraftwerk in Landau begonnen, in dem die Erkenntnisse aus der Analysephase einfließen werden.

Ziel der ersten Phase war es, Zusammenhänge zwischen Öffentlichkeitsarbeit und Wahrnehmung von Geothermieprojekten bei Bürgern und Medien zu untersuchen. Hierzu wurden neben einer Analyse der PR-Aktivitäten der Projektbetreiber rund 30 Interviews an den Projektstandorten sowie eine Medienresonanzanalyse durchgeführt. In der Gesamtschau zeigt sich, dass die Öffentlichkeitsarbeit bei allen Projektbetreibern zwar in den vergangenen Jahren ausgebaut wurde, aber überall noch optimiert werden kann. Festzustellen ist zum Beispiel, dass es bislang häufig an konzeptionellen Überlegungen zur PR mangelt und so eine vorausschauende Öffentlichkeitsarbeit kaum möglich ist. Statt selbstinitiativ Themen zu besetzen, wird meist nur reagiert. Der öffentliche Raum bleibt dadurch oft unbesetzt, was es in konfliktreichen Situationen schwierig macht, mit der eigenen Deutung von Ereignissen ausreichend Gehör zu finden. Zudem gibt es die Tendenz, sich zu sehr den Gegnern von Projekten zu widmen, statt die Befürworter sichtbar zu machen und die neutral eingestellten Bevölkerungsgruppen für sich zu gewinnen. In diesem Zusammenhang wird oft versäumt, Bündnispartner aus Verbänden, Vereinen und anderen Institutionen der Zivilgesellschaften, die als Multiplikatoren fungieren, einzubinden. Möglichweise, weil Kommunikation allzu häufig noch immer nicht als Bringschuld verstanden wird.

Positiv zu vermerken ist, dass es zunehmend professionell gemachte Projektinformationen zur Verfügung stehen. Allerdings sind sie häufig noch sehr textlastig und zu sehr darauf fokussiert, die Geothermie zu erklären, statt sich primär mit den für die Bevölkerung relevanten Fragen zu beschäftigen – beispielsweise welchen Lärm man zu erwarten hat oder wie Flurschäden bei seismischen Voruntersuchungen in Ordnung gebracht werden. Bei den Online-Auftritten hat sich die Situation ebenfalls verbessert, essentielle Dinge wie zum Bespiel ein eigener Bereich für die Presse fehlen aber teilweise immer noch. Zudem werden die Inhalte nur selten über Bilder, Video- oder Audioangebote vermittelt. Social Media werden nur in Ausnahmefällen genutzt, spielen aber bei dem doch vorwiegend lokalen Kommunikationsprozess im Zuge von Geothermieprojekten ohnehin bislang nur eine untergeordnete Rolle.

Die lokalen Gegebenheiten gilt es ganz generell in der Kommunikation von Geothermieprojekten zu berücksichtigen und in die Planung der PR einfließen zu lassen. So gehören Bürgerbeteiligung und öffentliche Veranstaltungen für Vorhaben im Oberrheingraben zumindest momentan zum Pflichtprogramm der Öffentlichkeitsarbeit, während dies im Molassebecken von Fall zu Fall entschieden werden muss. Wenn Veranstaltungen geplant werden, so zeigen die Erfahrungen im Rahmen der PR-Analyse, empfiehlt es sich, einen neutralen und geschulten Moderator hinzuziehen, statt Vertreter der Lokalpolitik oder des Projektinitiators moderieren zu lassen.

Für die Analyse zur Öffentlichkeitsarbeit hat Enerchange Interviews mit den Projektbetreibern geführt und die zur Verfügung gestellten PR-Unterlagen evaluiert. Die Medienanalyse hat das Europäische Institut für Energieforschung (Eifer) erbracht. Für die vor allem quantitative Analyse konnte Eifer auf Datenbestände aus den Jahren 1995 bis 2009 zurückgreifen, die bereits zuvor für eine Studie der EnBW Energie Baden-Württemberg zusammengetragen wurden. Außerdem wurden 380 Artikel aus regionalen und überregionalen Zeitungen sowie Fachzeitschriften aus den Jahren 2010 und 2011 ausgewertet. Hinzukamen die Artikel aus vier relevanten Lokalteilen. Die Stakeholderinterviews hat die neutrale Stiftung Risiko-Dialog St. Gallen geführt. Insgesamt wurden 29 Personen befragt - von Umweltschützern über Bürgermeister und Gemeinderäte bis hin zu Gegnern.

Die ausführliche Version dieser Presseinformation sowie die Abschlussberichte zur Medienreso-nanzanalyse und den Stakeholderinterviews finden Sie unter www.pr-geothermie.de. Dort sind auch alle weiteren Informationen, News und Vorträge zu dem Projekt hinterlegt.

© Die Veröffentlichung ist honorarfrei. Um ein Belegexemplar oder ein Beleglink wird gebeten.

> Pressekontakt
Für Rückfragen und Interviewanfragen wenden Sie sich bitte an Enerchange, Marcus Brian, Tel.: 0761-38 42 10 01, Fax: 0761 - 38 42 10 05, @email

> Hintergrundinformationen
Das Forschungsvorhaben zur Evaluation und Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit in der tiefen Geothermie ist in drei Phasen unterteilt: Im ersten Schritt wurde am Beispiel der Geothermieprojekte in Brühl, Unterhaching, Landau und Bruchsal untersucht, welche Akzeptanz das jeweilige Projekt in den lokalen Medien und in der Bevölkerung hat und welche Öffentlichkeitsarbeit die Projektverantwortlichen bislang betrieben haben. Im zweiten Schritt ist für zwei Projekte die Erstellung eines PR-Konzepts vorgesehen, dessen Maßnahmenplanung auf den Erkenntnissen aus der ersten Phase aufbaut. Der letzte Schritt umfasst Konzeption, Redaktion, Layout und Druck eines Leitfadens, in dem alle Erfahrungen und Erkenntnisse aus den vorherigen Projektphasen zu praktischen Handlungsempfehlungen verdichtet werden.

Enerchange ist eine Agentur für PR, Veranstaltungen und Informationsdienstleistungen im Bereich Erneuerbare Energien. Ihr Leistungsspektrum umfasst das Publizieren von Fachinformationen, die Organisation von Veranstaltungen sowie die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für Erneuerbare-Energie-Unternehmen und -Projekte. Ein aktueller Schwerpunkt von Enerchange sind Veranstaltungen, Dienstleistungen und Publikationen im Bereich tiefe Geothermie.

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