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City-Maut: Gefahr für stationären Handel UND E-Commerce


30. April 2019, 10:20
PRESSEMITTEILUNG/PRESS RELEASE

„E-Commerce versus stationärer Handel“. Wer dieses Satzfragment bei Google eingibt, erhält fast 40.000 Suchergebnisse. Allgemeiner Tenor: Der Onlinehandel ist der Feind des Einzelhändlers. Es wird von „Verdrängung“ gesprochen, von „Angriff“ und „Bedrohung“. Die Rivalität ist riesig, sogar angesichts einer möglichen City-Maut, die zeitnah in diversen deutschen Städten getestet werden soll. So befindet etwa Sabine Hagemann vom Handelsverband Baden-Württemberg, dass diese „die Falschen“ bestrafe. Nach ihrer Einschätzung begünstige eine Innenstadtmaut den E-Commerce noch stärker. Aber ist das auch wirklich so? Wäre der E-Commerce von einer City-Maut nicht genauso betroffen?

City-Maut: Gefahr für stationären Handel UND E-Commerce

Schauen wir uns das City-Maut-Konzept mal in Ruhe an. In London gibt es sie seit 2003, in Singapur sogar seit 1975. Und mittlerweile wird auch in Deutschland über eine Einführung von Gebühren für die Nutzung der innerstädtischen Verkehrsinfrastruktur nachgedacht. Zum Beispiel in Berlin. Es geht hier zum einen um die Erhöhung der Lebensqualität – durch eine City-Maut sollen Verkehrsaufkommen, Lärm und Schadstoffemissionen reduziert werden. Und zum anderen um eine Verbesserung des Verkehrsflusses sowie um zusätzliche Einnahmen für die vielerorts klammen Kommunen.

Eine flächendeckende Lösung soll es laut Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, zwar nicht geben, er plädiert aber ausdrücklich dafür, „einzelnen Städten die Möglichkeit zu geben, finanzielle Maßnahmen zu erproben, um den Verkehrsfluss in bestimmten Zonen zu lenken“. Und zu diesen „finanziellen Maßnahmen“ zählt laut Dedy auch die City-Maut.

Ein Blick Richtung London zeigt: Das City-Maut-Modell könnte sehr teuer werden. Für die sogenannte „Congestion Charge“ (Staugebühr) werden derzeit – wochentags zwischen 7 und 18 Uhr – 11,50 Pfund pro Tag fällig.
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INFO
BIS ZU 195 PFUND – CASH-COW CONGESTION CHARGE
Der Standardtagesbetrag von 11,50 Pfund (10,50 Pfund bei Benutzung eines automatischen Systems) für die mittels Videoüberwachung kontrollierte Londoner City-Maut fällt bereits üppig aus. Richtig teuer kann es aber werden, wenn die Bezahlung nicht sofort erfolgt. Ist die Gebühr nicht bis 24 Uhr desselben Tages entrichtet, wird sie erst mal dezent auf 14 Pfund angehoben. Erfolgt die Zahlung aber auch nicht bis Mitternacht des Folgetages, beträgt das Bußgeld sprunghaft 130 Pfund. Ein Betrag, der innerhalb von 28 Tagen zu bezahlen ist. Geschieht dies nicht, kommt es zu einer weiteren finanziellen Sanktion. Dann sind 195 Pfund fällig. Immerhin gibt es einige Ausnahmen – zum Beispiel für Taxen, Busse, Rettungsdienste und Anwohner. Letztere sind zwar nicht befreit, müssen aber weitaus weniger bezahlen.
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STATIONÄRER HANDEL WÜNSCHT SICH NACHTLOGISTIK
Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), ist entsprechend alarmiert. Er befürchtet weiter zurückgehende Kundenfrequenzen in den Stadtzentren. Eine City-Maut sei „brandgefährlich für den Handelsstandort Innenstadt“. Wie das Beispiel London zeigt, ist seine Einschätzung nicht ganz unbegründet. Der britische Handelskonzern John Lewis zum Beispiel erlitt nach Einführung der City-Maut einen Absatz-Rückgang von acht Prozent.

Auch Dieselfahrverbote sind laut Genth nicht zielführend. Vielmehr sei es an der Zeit, über Alternativen nachzudenken. Im Bereich der Transportbranche wären das insbesondere einfachere Genehmigungen für die Nachtlogistik. Der Handel stehe bereit, die rechtlichen Rahmenbedingungen müssen hier aber angepasst werden, wie Genth weiter ausführt. Auch konsequent freizuhaltende Lieferzonen seien unabdingbar.

BEQUEMLICHKEIT UND VERFÜGBARKEIT
Es sind Schritte, die der Handelslogistik gewiss zugutekommen und die Straßen entlasten würden, ob sich damit aber auch, wie gewünscht, die Kundenfrequenzen in den Innenstädten wieder erhöhen lassen, ist eine andere Frage. Es geht schließlich auch um den Faktor Bequemlichkeit und um die maximale Verfügbarkeit von Waren jeglicher Couleur.

Das sind sicherlich die Hauptgründe für die jährlich stetig steigenden Umsatzzahlen im interaktiven Handel – ein Begriff, der sowohl Online- als auch Versandhandel inkludiert. 60 Milliarden Euro in 2014. 65,3 Milliarden Euro in 2015. 72,4 Milliarden Euro in 2016. 78,1 Milliarden Euro in 2017. 85,5 Milliarden Euro in 2018. So die offiziellen Zahlen des Bundesverbandes E-Commerce und Versandhandel Deutschland e. V. (bevh).

DIE ERSTEN E-COMMERCE-ZAHLEN FÜR 2019
Und auch für 2019 gibt es schon aussagekräftige Zahlen: Wie der bevh kürzlich bekannt gab, stieg der Umsatz im Segment des Onlinehandels zwischen Januar und März 2019 im Vergleich zum ersten Quartal 2018 um sehr starke 11,2 Prozent an.

Hier geht es zur gesamten Studie: https://www.bevh.org/presse/pressemitteilungen/details/e-commerce-umsae…

Besonders auffallend: Das starke Wachstum im Bereich Lebensmittel. Um 20,7 Prozent vergrößerte sich hier der Umsatz gegenüber dem Vorjahr. Diese Warengruppe weist damit das größte Plus auf. Gefolgt von Haushaltsartikeln/-geräten (18,3 Prozent) und dem Segment Computer, das Hardware, Zubehör sowie Spiele umfasst (17,8 Prozent).

„2019 startete sehr erfreulich für den Onlinehandel. Das erste Quartal bildet zwar immer auch das hervorragende nachlaufende Weihnachtsgeschäft mit ab. Wir liegen aber für Januar bis März trotz aller wirtschaftlichen Unwägbarkeiten wie Brexit und möglicher konjunktureller Eintrübungen schon am oberen Rand unserer Umsatzerwartungen für die Branche“, so Christoph Wenk-Fischer vom bevh.

Fürwahr, das sind Erfolge, die durchaus in der Lage sind, Neid zu erwecken …

NICHT ALLES LÄUFT GUT IM INTERAKTIVEN HANDEL
Allerdings läuft auch im E-Commerce nicht alles perfekt, es gibt auch eine große Schattenseite, die der stationäre Handel nicht kennt: 487 Millionen retournierte Artikel – allein im vergangenen Jahr. Jedes sechste Paket wird wieder zurückgeschickt. Wie Björn Asdecker von der Forschungsgruppe Retouren-Management gegenüber „Zeit Online“ ausführt, entstehen so Zusatzkosten in Höhe von 5,46 Milliarden Euro. Der Forschungsgruppe gehören 438 Händler, Logistikdienstleistende, Produzentinnen und Experten an.

EINE RETOURE KOSTET DURCHSCHNITTLICH 19,50 EURO
Und diese Zusatzkosten wiederum, so Asdecker weiter, haben einerseits höhere Marktpreise für die Kunden und andererseits Margen-Belastungen der E-Commerce-Händler zur Folge. Schließlich belaufen sich die Kosten einer einzigen Retouren-Sendung – laut des „Retourentachos“ der Universität Bamberg – auf durchschnittlich 19,51 Euro; rund die Hälfte davon entfällt auf den Transport.

Und genau hier zeigt sich, dass eine City-Maut auch dem E-Commerce Probleme bereiten würde. Retouren in Innenstadtgebieten wären so noch viel kostenintensiver als sie es jetzt schon sind. Sie würden an der 30-Euro-Marke kratzen – und das unter Umständen für ein Produkt, das nur einen Bruchteil dessen wert ist.

Angesichts einer möglichen City-Maut wäre es daher ratsam, das Kriegsbeil zu begraben. Denn diese betrifft alle.

Wir von der HDS International Group (http://www.hds-international.group/) verfolgen mit Spannung alle Trends und Entwicklungen in der Logistik – und beraten Sie gern bei der Kostenoptimierung und Planung Ihrer Transporte.

Mehr Artikel auf: http://www.hds-international.group/blog/

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HDS International Group 2019 / Bild: Pixabay

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