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Breit aufgestellt- Kreditrisiko Basel III: Finanzierungen ohne Hausbank wählen


19. Mai 2014, 17:03
PRESSEMITTEILUNG/PRESS RELEASE

von Otto Johannsen, fidis GmbH

Breit aufgestellt- Kreditrisiko Basel III: Finanzierungen ohne Hausbank wählen

Mit den neuen Kreditvergaberichtlinien für Banken (Basel III), die seit Anfang 2014 gelten, verschlechtern sich die Kreditkonditionen für Mittelständler. Höchste Zeit für Unternehmen, sich nach Alternativen zum klassischen Bankkredit umzusehen …

Der klassische Bankkredit ist des Mittelstands liebstes Finanzierungsinstrument. Laut einer Umfrage des Beratungsunternehmens Deloitte betrachten rund 60 Prozent der Mittelständler die Hausbank noch immer als wichtigsten Partner. Und das, obwohl Bankkredite unflexibel und teuer sind und zudem die Bilanzen belasten. Mit der Einführung der neuen Kreditvergaberichtlinien für Banken und Sparkassen Basel III, haben sich die Nachteile noch verschärft: Kreditinstitute werden ihre Kreditkonditionen erhöhen, da sie mehr Eigenkapital pro Kredit einsetzen müssen. Langfristige Zinsfestschreibungen werden zudem seltener und teurer vergeben. Aus gutem Grund strebt daher jedes zweite kleine und mittelständische Unternehmen laut Factoring-Verband mehr Unabhängigkeit von der Hausbank an. Doch welche bankenunabhängigen Finanzierungsalternativen eignen sich und welche sind wirklich sicher?

Ein Überblick:

1. Factoring

Das Factoring hat sich längst von seinem Nischendasein befreit und als wichtige Finanzierungssäule des Mittelstandes etabliert. Die Vorteile liegen auf der Hand: Durch den Verkauf von offenen Forderungen lassen sich sehr schnell und einfach Liquidität verschaffen und Zahlungsziele überbrücken. Die gewonnene Liquidität kann das Unternehmen zum Beispiel für Skonto- und Einkaufsvorteile nutzen oder um andere Finanzierungsmittel zu reduzieren. Ein entscheidender Vorteil des Factoring ist, dass das Ausfallrisiko von einem Dritten übernommen wird. Hinzu kommt die Verbesserung der Eigenkapitalsquote. Dank einer starken Automatisierung der Prozesse durch den Einsatz spezieller Software ist Factoring auch bei kleinen Unternehmen ab 500.000 Euro Umsatz möglich.

2. Finetrading

Im Unterschied zum Factoring ist Finetrading kein wirkliches Finanzierungsinstrument, sondern ein reines Handelsgeschäft – mit dem Unterschied, dass drei Parteien beteiligt sind: Der Finetrader, der die Ware kauft, der Lieferant und der eigentliche Abnehmer. Im ersten Schritt kauft der Finetrader die Ware und erhält Rechnung und Lieferschein. Die Ware wird aber nicht an ihn sondern an den eigentlichen Käufer gesandt. Mit diesem macht der Finetrader einen weiteren Kaufvertrag zum in der Regel selben Preis aus. Das Zahlungsziel wird dabei individuell und nach Wunsch verlängert, so dass er Transport- und Produktionszeiten überbrücken kann. Ein Vorteil des Finetrading gegenüber dem Factoring liegt darin, dass hier jeder Vertrag neu ausgehandelt und ausgewählt werden kann. Es werden also Rahmenverträge wie beim Factoring vermieden, die insbesondere für Kleinunternehmen häufig schwer kalkulierbare Kostenfallen sind.

3. Reverse-Factoring

Finetrading wird oft mit einem weiteren Finanzierungsinstrument verwechselt, dem Reverse-Factoring. Beide unterscheiden sich allerdings in einem wesentlichen Punkt: Beim Reverse-Factoring werden wie beim normalen Factoring Rechnungen verkauft und keine echten Güter. Das Reverse-Factoring setzt ebenfalls beim Empfänger der Ware an und wird daher auch als Einkaufs-Finanzierung bezeichnet. Die Initiative zum Abschluss eines Finanzierungsvertrages geht nicht vom Gläubiger (Lieferanten), sondern vom Schuldner (Abnehmer) aus. Grundlage ist ein Dreiervertrag zwischen Lieferant, Abnehmer und Factor. Der Lieferant stellt seine Rechnungen wie üblich an den Kunden. Der Abnehmer bestätigt dem Factor die Richtigkeit der Rechnung und letzterer übernimmt die Forderungen und überweist den Betrag zu 100 % an den Lieferanten. Am Ende des Zahlungsziels zahlt der Kunde den Rechnungsbetrag plus die für den Zeitraum angefallenen Zinsen an den Factor.

Mit Reverse Factoring kann ein Unternehmen die Liquidität eines Lieferanten sicherstellen und gleichzeitig seine Zahlungsziele verlängern. Besondere Bedeutung haben solche Lieferantenvorschüsse in der Automobilindustrie. Wird nämlich die mehrstufige Zulieferungskette unterbrochen, weil ein Zulieferer in Zahlungsschwierigkeiten steckt, stehen beim Autobauer die Bänder still.

4. Asset-Backed Securitisation (ABS)

Asset-Backed Securitisation (ABS) ist ein Finanzinstrument, das bisher Großunternehmen vorbehalten war. Unter bestimmten Umständen ist es aber auch für den Mittelstand interessant. Beim ABS werden offene Handelsforderungen an eine Zweckgesellschaft verkauft. Diese Gesellschaft refinanziert sich wiederum über die Ausgabe von Wertpapieren (Securities) an professionelle Investoren. Die Wertpapiere sind mit den Forderungen (Assets) besichert (backed). Deshalb verlangen Investoren für diese weniger Zinsen als für ungedeckte Papiere. Zudem entfällt die unsichere Refinanzierung durch Banken wie beim Factoring, wodurch das Modell nicht nur zuverlässiger ist, sondern auch wesentlich kostengünstiger. Der Anbieter dieser Finanzierung ist zwar eine Bank, diese fungiert aber nur als Zwischenhändler und nicht als Finanzierer.

Neben dem direkten Erhalt liquider Mittel entfaltet ABS noch einen weiteren, ganz entscheidenden Vorteil: Die Eigenkapitalquote des Unternehmens steigt. Diese erleichtert wiederum neue Bankfinanzierungen, weil sich das Rating verbessert. ABS erleichtert damit die Finanzierung von Unternehmenswachstum. ABS-basierte Finanzierungsinstrumente können außerdem dazu beitragen, die Kapitalkosten des Unternehmens zu senken sowie das Risiko- und auch das Debitorenmanagement zu verbessern. Dies alles macht das mittelständische Unternehmen unabhängiger und verbessert seine Wettbewerbsfähigkeit.

Fazit: Ob Finetrading, Factoring, ABS oder doch Bankkredit: Entscheidend ist der richtige Mix an geeigneten Finanzierungsinstrumenten. Eine breite und flexible Finanzierungsbasis ist letztlich die beste Grundlage für eine gesicherte Liquidität.

Alle Instrumente auf einen Blick:

 Factoring: Der Factor kauft offene Forderungen und verschafft dem Lieferanten Liquidität.
- Was ist das Hauptziel? Kurzfristig und dauerhaft Liquidität verschaffen.
- Für wen? Lieferanten. Eher Großunternehmen.
- Vorteile: Ein automatisiertes Factoring ist wie ein Kontokurrent. Auch für KMU interessant. Schnelle Umwandlungen von Forderungen. Schnelle Liquidität.
- Nachteile: Unflexibel wegen Rahmenverträgen. Keine Auswahl möglich. Bei fehlender Automatisierung nur für Großunternehmen interessant.

 Finetrading: Finetrader finanziert den Kauf der Ware als Zwischenkäufer vor.
- Was ist das Hauptziel? Verlängerte Zahlungsziele. Reduzierung der Kapitalbindung.
- Für wen? Abnehmer. Bereits geringe Einkaufsvolumina möglich (ab 100.000 €), richtet sich an KMU
- Vorteile: flexibel. Vertrag pro Bestellung. Schnell, da keine Bonitätsprüfung der Lieferanten notwendig.
- Nachteile: Ist nur sinnvoll mit professionellen IT-Strukturen. Umsatz ist zudem schwer planbar, da der Lieferant bestimmt, welche Lieferungen durch den Finetrader gehen.

 Reverse-Factoring: Factor verpflichtet sich, die Forderungen des Lieferanten vorzufinanzieren und bezahlt dessen Rechnungen.
- Was ist das Hauptziel? Zahlungsziele verlängern.
- Für wen? Abnehmer. Größere Unternehmen. (Einkaufsvolumina ab 10 Mio. €)
- Vorteile: Große Mengen lassen sich dauerhaft vorfinanzieren.
- Nachteile: Lange Implementierung, da Bonitätsprüfung jedes Lieferanten notwendig. Keine Flexibilität, da Rahmenvertrag: Zwang zur Abwicklung über Factor innerhalb des Limits.

 ABS: offene Handelsforderungen werden an eine Zweckgesellschaft verkauft, die sich über die Ausgabe von Wertpapieren refinanziert.
- Was ist das Hauptziel: Sicherheit durch dauerhafte Liquidität.
- Für wen?: Forderungsvolumen von mindestens 20 Millionen Euro
- Vorteile: kostengünstig und sicher
- Nachteil: Prozesse sind aufwändig. Nur sicher und zuverlässig mit geeigneten IT-Lösungen

Infokasten Basel III

Basel III reformiert die bestehende Bankenregulierung Basel II. Die verschärften Eigenkapitalvorschriften sollen die Banken krisenfester machen. Banken müssen jetzt mehr Eigenkapital vorweisen, wenn sie Kredite vergeben. Seit Anfang 2014 gelten die Regeln in Deutschland.

Kontakt
Eva Wagenbach
Public Relations Manager