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Bundespresseamt

Institution

Staatsministerin Böhmer: „Gute Ausbildungschancen für Migranten sind der Lackmustest für eine echte Willkommens- und Anerkennungskultur“


15. Mai 2013, 15:16
PRESSEMITTEILUNG/PRESS RELEASE

„Der Berufsbildungsbericht 2013 belegt: Die Förderung von Migranten im Nationalen Ausbildungspakt zeigt Wirkung. Allmählich vergrößern sich die Chancen von Jugendlichen aus Zuwandererfamilien für einen erfolgreichen Übergang von der Schule in den Beruf. Das kommt auch durch die gesunkene Zahl der Jugendlichen im Übergangsbereich zum Ausdruck. Das Ziel der Chancengleichheit von Migranten ist jedoch noch nicht erreicht. Es ist geboten, bei unseren Anstrengungen an Tempo und Intensität weiter zuzulegen.

Der demografische Wandel, der Fachkräftemangel und immer mehr unbesetzte Ausbildungsplätze machen deutlich: Deutschland ist händeringend darauf angewiesen, die Potenziale von jungen Migranten zu nutzen. Nur so lassen sich die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und die Zukunftsfähigkeit unseres Landes auf Dauer sichern. Gute Ausbildungschancen für Migranten sind der Lackmustest für eine echte Willkommens- und Anerkennungskultur in Deutschland!“, betonte Staatsministerin Maria Böhmer anlässlich der heutigen Verabschiedung des Berufsbildungsberichts 2013 durch das Bundeskabinett. Im Nationalen Ausbildungspakt von Politik und Wirtschaft hat Staatsministerin Böhmer zurzeit die Federführung inne - gemeinsam mit der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände und der Kultusministerkonferenz.“

Laut Berufsbildungsbericht hat sich die Ausbildungsanfängerquote junger Ausländer von 29,5 Prozent 2010 auf 29,8 Prozent 2011 marginal erhöht. Damit lag sie jedoch weiter nur etwa halb so hoch wie die Quote junger Deutscher (2011: 60,2 Prozent, 2010: 57,8 Prozent). Leichte Fortschritte gab es auch bei der Verbesserung der Ausbildungsreife von jungen Ausländern. So sank der Anteil der ausländischen Jugendlichen ohne Schulabschluss von 12,8 Prozent 2010 auf 11,8 Prozent 2011. Der Rückgang fiel bei ausländischen Jugendlichen stärker aus als bei den deutschen Jugendlichen (2011: 5,0 Prozent, 2010: 5,4 Prozent). Dennoch verlassen ausländische Jugendliche nach wie vor mehr als doppelt so häufig die Schule ohne Abschluss wie deutsche Jugendliche.

„Diese Zahlen bilden jedoch nicht das gesamte Spektrum der Beteiligung von Migranten am Bildungs- und Ausbildungssystem ab, da die Statistiken bisher lediglich die Staatsangehörigkeit erfassen. Deshalb sind diese Daten nur bedingt aussagekräftig. So werden Jugendliche aus Zuwandererfamilien mit deutschem Pass nicht gesondert erfasst, sondern gehören zur Kategorie ‚Deutsche‘. Um passgenauer arbeiten zu können, ist die statistische Erfassung des Migrationshintergrundes dringend geboten“, erklärte Böhmer.

„Gleichwohl dürfen uns diese Zahlen keine Ruhe lassen! Nur ein Schulabschluss öffnet die Türen zu einem erfolgreichen Berufseinstieg in unserem Land. Die Initiative Bildungsketten hat sich gerade zur Förderung von Migranten bewährt. Dadurch werden Schulabbrüche verhindert und Warteschleifen im Übergangsbereich vermieden. Von der Initiative ‚Erstausbildung junger Erwachsener‘ der Bundesagentur für Arbeit können besonders Migranten profitieren. Ziel ist es, 100.000 jungen Menschen zwischen 25 und 35 Jahren ohne Berufsausbildung eine zweite Chance zu geben. Von dieser Möglichkeit sollten mehr Migranten Gebrauch machen“, betonte Böhmer.

Zur Verbesserung der Ausbildungssituation von Migranten für besonders entscheidend hält die Staatsministerin folgende drei Punkte:
„- Ich appelliere mit Nachdruck an die Jugendlichen: Zeigt Engagement und nutzt Eure Möglichkeiten. Noch nie waren die Chancen auf einen Ausbildungsplatz so groß wie heute. Wichtig ist es, bei Ausbildungsort und Berufswahl flexibel zu sein! Auch wenn es nicht der Traumberuf ist: Eine gute Ausbildung eröffnet umfassende Perspektiven.
- Die Unternehmen fordere ich auf, konsequent jungen Migranten eine Chance zu geben. Mit ihren Sprachkenntnissen und oft eigenen kulturellen Erfahrungen sind sie angesichts der wachsenden Vielfalt in unserem Land ein handfester Gewinn.
- Außerordentlich wichtig ist die Mitwirkung der Eltern. Sie sind für ihre Kinder bei der Berufsorientierung die wichtigsten Ratgeber und Vorbilder. Wir benötigen eine Informationsoffensive, die die Eltern über das Bildungs- und Ausbildungssystem in Deutschland und die Möglichkeiten zur Mitwirkung aufklärt. Zugleich ist die Vernetzung der Eltern mit allen anderen bei der Berufsorientierung Beteiligten von zentraler Bedeutung. Deshalb führe ich im Rahmen des Ausbildungspaktes jährlich Ausbildungs- und Elternkonferenzen durch.“

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