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Institut für Management-Innovation

Unternehmen

Coaching-Ausbildungen sind teuer und häufig wertlos


28. Januar 2016, 01:19
PRESSEMITTEILUNG/PRESS RELEASE

In Deutschland werden schätzungsweise 300 bis 400 Ausbildungen zum Coach angeboten. Die Kosten betragen zwischen 2.000 und weit über 20.000 Euro und dauern bis zu zwölf Monate. Das Institut für Management-Innovation hat aus dem Dschungel von Angeboten als Beispiel das Systemische Coaching und die Systemische Beratung kritisch unter die Lupe genommen: Die Erkenntnisse geben Anlass zur äußersten Vorsicht und zeigen, worauf man achten sollte.

Das grundsätzliche Problem aller Coaching-Ausbildungen besteht darin, dass es keine wissenschaftlich fundierte, staatlich anerkannte Ausbildung für die Tätigkeit als Coach gibt. Praktisch jeder Trainer, Berater, Seminarleiter oder Lehrer kann sich „Coach“ nennen. In diese Lücke springen rund 20 Coaching-Verbände ein, die eine „Zertifizierung“ anbieten. Das Problem dabei: De facto handelt es sich um eine Selbstzertifizierung durch diese Verbände, bei denen es sich um Interessenvertreter von Coaching-Anbietern handelt. Für die „Zertifizierung“ gibt es ebenfalls keine wissenschaftlich fundierten oder staatlich anerkannten Standards oder unabhängige Qualitätsanforderungen. Das ist genauso als würde der Verband der Automobilindustrie die Abgasnormen willkürlich nach „eigenen“ Standards festlegen und die Umweltverträglichkeit von Kraftfahrzeugen der Verbandsmitglieder zertifizieren.

Den Mangel an wissenschaftlicher Fundierung versuchen die Anbieter von Systemischem Coaching und Systemischer Beratung dadurch zu überwinden, dass sie „Wissenschaftlichkeit“ beanspruchen und Bezug auf Systemtheorie, Kybernetik, Quantenphysik, Konstruktivismus, Autopoiesis, Kontingenz, genetische Erkenntnistheorie etc. nehmen. Ferner behaupten sie, der systemische Ansatz beruhe auf der Systemischen Therapie. Bei einer kritischen Überprüfung stellt man fest, dass es in der „systemischen“ Literatur keine konkreten Belege dafür gibt, welche Erkenntnisse oder Methoden der genannten Wissenschaften tatsächlich verwendet werden. Vielmehr werden diese Begriffe weder definiert noch operationalisiert; es handelt sich um eine nicht falsifizierbare Begrifflichkeit, wie sie für eine Esoterik als Immunisierungsstrategie gegen rationale Kritik typisch ist. Selbst der Begriff „systemisch“ ist nicht operational definiert. Der Psychologe Oswald Neuberger gab seiner Studie daher den Titel: „Ach wie gut dass niemand weiss, was man so systemisch heißt“.

Und im Falle der Systemischen Therapie besteht das Kernproblem darin, dass es sich um eine psychotherapeutische Heilbehandlung handelt, die nach dem Psychotherapeutengesetz nur von „zugelassenen“ Therapeuten praktiziert werden darf. Damit will das Gesetz den Laien vor Scharlatanerie schützen. Jedenfalls haben therapeutische Methoden in den Händen von Laien nichts zu suchen.

Fragt man, was in den Ausbildungsprogrammen tatsächlich gelehrt wird, findet man fragwürdige Konzepte wie Neurolinguistisches Programmieren, DISG-Modell, MBTI oder Organisationsaufstellung. Das nennt Viktor Lau „angloamerikanischen Berater-Klamauk“. Was kann man in dieser Situation tun? Jeder Coaching-Anbieter und Coach sollte in der Lage sein, konkret zu sagen, welche Methoden er anwendet und welche wissenschaftlich fundierten Studien es als Nachweis für deren Wirksamkeit oder Praxistauglichkeit dieser Methoden gibt. Sollte er dazu nicht in der Lage sein, empfiehlt eine Studie der Harvard Universität: „show him the door“. Link zur Studie in voller Länge: www.management-innovation.com/download/Systemisches-Coaching.pdf

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